In der vorösterlichen Fastenzeit wird in den meisten Kirchen bewusst auf Blumenschmuck verzichtet, auch in St. Michael. In manchen Gemeinden ist es Tradition, ab dem Aschermittwoch die Altäre mit violetten Tüchern oder alten Fastentüchern zu verhängen und sie somit den Blicken des Besuchers zu entziehen.
Die Gemeinde St. Michael hat sich für die diesjährige Fastenzeit überlegt, wie das Verhüllen und Verdecken der Altäre bzw. des Altares noch unterstrichen werden könnte. Die Installation aus Gestrüpp, Bambusrohren, Disteln und Dornen soll deshalb nicht nur den Blumenschmuck ersetzen, sondern ein stückweit wie eine Heckenwand den Altar verdecken. Jedoch soll es nicht bei einer starren und sich nicht verändernden Hecke bleiben. Jeder, der nach St. Michael kommt, wird eingeladen, auf violetten Kärtchen, die am Eingang ausliegen, Ängste, Sorgen, Zweifel, Klagen und Befürchtungen, aber auch Bitten, Fürbitten und Sehnsüchte aufzuschreiben und zwischen oder an das Gestrüpp zu hängen.
Ängste, Klagen, Zweifel und Sorgen gibt es viele. Vieles gibt es, was unser Herz gefangen nimmt und was das Leben hindert, sich in Freiheit und Frieden zu entfalten:
- Sei es der Krieg in der Ukraine,
- sei es die Pandemie, die uns immer noch gefangen nimmt
- oder aber die Missbrauchsskandale in unserer Kirche.
- Sei es im eigenen Leben oder im Umfeld jedes einzelnen.
Es gibt vieles, was das Herz gefangen hält, was einem im wahrsten Sinne des Wortes den Atem raubt.
Das Gestrüpp aus Dornen verändert sich im Laufe der Zeit, es wächst durch das Zutun der Besucher und wird aktiv mitgestaltet. Gleichzeitig erfährt es durch das Zugehen auf die Passion zusätzliche Veränderung, bis es am Ostersonntag mit Symbolen des Lebens geschmückt wird. Ängste, Sorgen, Befürchtungen, Zweifel und Klagen werden an Ostern zwar nicht einfach verschwinden, aber sie erfahren durch die Auferstehung eine Wandlung.